Montag, 16. Februar 2015

[Hörbuch-Rezension] "Geisterfjord" - Yrsa Sigurdardóttir


Autor: Yrsa Sigurdardóttir
Verlag: Argon Hörbuch Verlag
Sprecher: Daniel Drewes
Länge:
11 Std. 6 Min. ungekürzte Fassung
Preis: 20,95€
ISBN:
978-3-7324-5003-9 
Erscheinungsdatum: 21.11.2013
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Inhalt
"Drei junge Leute aus Reykjavík planen, ein heruntergekommenes Haus in einem verlassenen Dorf in den Westfjorden Islands wieder aufzubauen; sie ahnen nicht, welche gewaltigen Ereignisse sie damit in Gang setzen. In einer Kleinstadt am anderen Ende des Fjords ermittelt zur selben Zeit Polizistin Dagný gemeinsam mit dem Psychologen Freyr in einer Reihe von unnatürlichen Todesfällen. Welche Geheimnisse bergen die staubigen Polizeiakten aus dem vorigen Jahrhundert? Und warum hat Freyr auf einmal das Gefühl, dass sein verschollener Sohn noch am Leben sein könnte? Erst als die Verbindung zwischen diesen rätselhaften Geschehnissen sichtbar wird, enthüllt sich die grausige Wahrheit.

Dieser unheimliche und furchteinflößende Roman der isländischen Spannungskönigin beruht zum Teil auf Tatsachen."

Dieses Hörbuch stand schon lange auf meiner "Muss-ich-hören"-Liste. Genauer gesagt, seit Halloween letzten Jahres. Damals verfolgte ich eine Fragerunde auf Facebook, in der darüber diskutiert wurde, welches denn das gruseligste und angsteinflößendste Buch aller Zeiten sei. Natürlich waren zahlreiche Werke von Stephen King und anderen Thriller- und Horrorautoren unter den Antworten, doch im Zusammenhang mit der düstersten und schaurigsten Atmosphäre, die ein Buch jemals geschaffen hat, fiel immer wieder der Name eines Titels: "Geisterfjord".

Die Geschichte startet relativ ruhig und ein wenig klischeebehaftet (wer reichlich amerikanische Horrorfilme schaut wird, mir in diesem Punkt sicherlich zustimmen), denn der Hörer lernt zunächst drei junge Leute kennen, die mit einem Boot in das einsame, verlassene Dorf Hesteyri in den Westfjorden übersetzen. Das Ehepaar und ihre frisch verwitwete Freundin scheinen zwar alles andere als begeistert von der Idee zu sein, in dieser Einöde ein heruntergekommenes Haus wiederherzurichten, um es später als Ferienpension nutzen zu können. Im Sinne ihres kürzlich verstorbenen Freundes und Mannes quartieren sie sich dennoch auf der Insel ein und beginnen mit den Renovierungsarbeiten. Bereits kurz nach ihrer Ankunft häufen sich jedoch die unheimlichen Vorkommnisse im Haus und die drei beschleicht das ungute Gefühl, nicht alleine zu sein.

Zeitgleich wird Psychiater Freyr zu einem mysteriösen Fall gerufen: eine Frau hat sich in der Kirche ihres Nachbardorfes das Leben genommen und einen rätselhaften Abschiedsbrief hinterlassen. In diesem schreibt sie immer wieder von einem veschwundenen Jungen aus ihrer Schulzeit. Und davon, dass sie Benni endlich finden müsse. Für Freyr eigentlich noch kein Grund zur Sorge, wären da nicht die seltsamen Narben auf dem Rücken der Frau ..und wäre da nicht sein Sohn, der vor einiger Zeit spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht ist: Benni.

Zunächst scheinen diese beiden Handlungsstränge wenig miteinander verknüpft zu sein. Da ich dieses, wie auch die meisten anderen meiner Hörbücher, vorzugsweise morgens im Bad oder aber im Auto höre, fiel es mir zunächst fast ein wenig schwer, einen Überblick über die verschiedenen Zusammenhänge und Personen zu behalten. Hinzu kommen schließlich auch noch der Fall eines verwüsteten Kindergartens und die Nebencharaktere, wie beispielsweise Freyrs Patientin Ursula, die als ehemalige Mitschülerin der Verstorbenen Auskunft über ihre Schulzeit gibt.
Nachdem ich mich allerdings an die schnellen Schauplatzwechsel gewöhnt hatte, bot sich mir ein Hörerlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Wie schon gesagt, oft hörte ich dieses Hörbuch, das meiner Meinung nach nicht nur als Thriller, sondern auch als "Mystery"-Thriller bezeichnet werden sollte, morgens allein im Bad. Und auch wenn ich es nur ungern zugebe, so muss ich doch gestehen, dass ich vor lauter Nervenflattern nicht nur einmal den Duschvorhang beiseite und das Rollo wieder nach unten gezogen habe!

"Geisterfjord" ist also definitiv nichts für Menschen, die bereits abends in ihrer Wohnung beim kleinsten Geräusch unter die Decke gehen. Nein, dieses Hörbuch ist tatsächlich nur etwas für Hartgesottene. Dies liegt allerdings nicht etwa an einer Überdosis spritzenden Blutes oder besonders brutalen Szenen, sondern an der sich langsam und subtil aufbauenden Spannung und der durchgehend beklemmenden Atmosphäre nebelverhangener isländischer Fjorde.

Immer rasanter entwickelt sich die Geschichte und kaum scheint man dem schaurigen Höhepunkt eines Kapitels entgegenzusteuern, setzt die Autorin einen Schnitt und die Szenerie wechselt über zum anderen Handlungsstrang. Nur nach und nach verweben sich diese beiden zu einem großen Handlungsgeschehen und ich war wirklich überrascht, wie komplex die Story aufgebaut ist, ohne dabei konstruiert zu wirken.



Besonders gefallen hat mir, dass bis zum Schluss nicht klar ist, ob es für die seltsamen Ereignisse eine natürliche Erklärung gibt oder man es doch mit übernatürlichen Geschehnissen zu tun hat.



Auch, wenn ich den Stimmen, die "Geisterfjord" als eines der gruseligsten Bücher aller Zeiten einstufen, nichts entgegensetzen kann, so hat es mich doch nicht restlos überzeugt. Obwohl die Handlungsstränge nach und nach ineinanderüberlaufen, blieben bei mir einige Fragen offen und leider auch gewisse Zusammenhänge weitestgehend ungeklärt.


Am Ende des Buches scheinen sich die Geister zu scheiden. Um nichts vorwegzunehmen, kann ich nur soviel sagen: selten habe ich nach dem Beenden eines Buches so ausgiebig im Internet recherchiert, wie hier! Sei es, um die Meinungen anderer Leser zu erfahren oder um offene Fragen zu klären - denn durch die völlig unterschiedlich auslegbaren Sichtweisen und dem unfassbaren Schluss, hat "Geisterfjord" mich noch lange nach seinen letzten Tönen beschäftigt!




Obwohl das Ende nicht so befriedigend ausfiel, wie ich es mir gewünscht hätte, so hat mir dieser Mystery-Thriller doch viele Stunden allerfeinsten Grusel und die ein oder andere schlaflose Nacht beschert. Trotz der einfachen Erzählweise hat sich der Spannungsbogen konstant aufgebaut und die Autorin hat eine unglaublich beängstigende Atmosphäre geschaffen, die sich in einem fulminanten und wirklich schockierenden Finale entlädt. Allen Fans der stillen Thriller und vorallem jenen, die nicht vor einer übernatürlich angehauchten Story zurückschrecken, sei "Geisterfjord" wärmstens ans Herz gelegt! Jedoch ist vor lauter Nervenkitzel von nächtlichen Schmökerstunden mit diesem Buch unter der Bettdecke, dringend abzuraten!
Aufgrund der kleineren Logiklücken ziehe ich leidglich einen Punkt ab und gebe "Geisterfjord"


4 von 5




Liebst,

1 Kommentar:

  1. Huhu:)

    Du hast einen schönen Blog, ich bleib gleich mal als Leserin^^
    Die Rezi ist wirklich gut, eigentlich mag ich Thriller nicht wirklich, aber das ganze hat doch dafür gesorgt dass das Buch auf meine Wunschliste wandert. Ich bin zwar ein richtiger Angsthase, aber versuchen kann man's trotzdem^^

    Liebe Grüße
    Natalie

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